Spitäler in der Region setzen ein Zeichen gegen die zunehmende Infragestellung des bewährten Modells der abgestuften Gesundheitsversorgung.

– Hospital Forum Competence, Oktober 18, von Daniel Schibler

Spitäler aus der Region der Kantone Aargau und Zürich sowie aus der Zentralschweiz haben am 20. September 2018 den national tätigen Verein «Nähe schafft Gesundheit – Ihr Spital in der Region» gegründet. Mit dem Zusammenschluss setzen die Spitäler ein Zeichen gegen die zunehmende Hinterfragung des bewährten Modells der abgestuften Gesundheitsversorgung in der Schweiz mit Grundversorgung, Schwerpunkt-/Zentrumsversorgung und universitärer Versorgung. Die Spitäler der Region wenden sich auch gegen die zunehmend steigenden regulatorischen Anforderungen, die Kosten verursachen, die Behandlungsqualität jedoch kaum verbessern werden.

Erweiterte akutsomatische Grundversorgung in der Region

Die vornehmlich auf politischer Ebene und in den Medien geführte Diskussion über die Zentralisierung des stationären Angebots unter dem Aspekt von Mindestfallzahlen ist im Wesentlichen kostengetrieben. Sie stellt ein Versorgungsmodell in Frage, das sich in der Schweiz seit Jahrzehnten bewährt. Die regionalen Spitäler sind Teil einer gut funktionierenden Versorgungskette, angefangen vom Hausarzt bis hin zu den Universitätsspitälern.

Der neue Verein setzt sich zum Ziel, die Vorteile einer wohnortsnahen Grundversorgung aufzuzeigen und auf politischer Ebene besser zu vertreten. Zudem sollen die Vorteile einer einfach zugänglichen akutsomatischen Versorgung in der Region einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Die Spitäler in der Region:

  • erfüllen wichtige und vielfältige Aufgaben und erbringen erwiesenermassen eine gute Leistung. Sie arbeiten effizient und effektiv in übersichtlichen Strukturen. Mit ihren kurzen Entscheidungswegen reagieren sie rasch auf ein sich veränderndes Umfeld und setzen neue Herausforderungen zeitnah um;
  • erbringen ihre Leistungen kostengünstig. Die Baserates der Grundversorgungsspitäler sind je nach Kanton bis zu 20 Prozent tiefer als diejenigen der Zentrums- und Universitätsspitäler;
  • garantieren hohe Qualität. Für sie ist das an den Patienten erbrachte medizinische, therapeutische und pflegerische Ergebnis massgebender Faktor des Erfolgs. Entsprechend hoch ist die Qualität der medizinischen und pflegerischen Leistungen;
  • kennen ihre fachlichen Grenzen und konzentrieren sich auf das, was sie können. Patienten mit komplexen Beschwerdebildern werden zeitnah in eine für sie geeignete Institution überwiesen;
  • sind nahe bei der Bevölkerung. Denn Nähe schafft Gesundheit. Als «Spezialisten für das Häufige» bieten sie ihrer Bevölkerung ein bedarfsgerechtes stationäres und ambulantes Angebot vor Ort, bieten Arbeitsplätze in der Region, vermeiden damit lange Reisezeiten und entlasten den Verkehr in den Zentren.

Das Ganze im Auge behalten

Zentralisierung macht das System teurer und führt zu abnehmendem Wettbewerb, Monopolbildung und damit zu schlechteren Leistungen bei höheren Kosten. Mindestfallzahlen sind sinnvoll für spezialisierte und hoch spezialisierte Eingriffe, bei denen entsprechend interdisziplinäre Teams mit grosser Erfahrung notwendig sind.

Wer im komplex strukturierten Gesundheitssystem etwas nachhaltig verändern will, muss das ganze Ganze im Auge behalten. Die Veränderung bloss bei einzelnen Säulen führt zu Qualitätsverlust und Lücken, die im Nachhinein teuer wieder korrigiert werden müssen.